Liebe Kolleginnen und Kollegen,
seit letztem Schuljahr gibt es eine Art Schülerwettbewerb für die Gestaltung unsere Weihnachtskarte an unserem Gymnasium Marianum in Buxheim. Heuer hatten die 7. Klassen den Auftrag diese im Stil einer bestimmten Kunstepoche zu gestalten.
Die Siegerin Anna Grimm wählte die Epoche der Renaissance und legte das nackte Jesuskind in eine Krippe mitten in eine ruinenhafte Umgebung ohne weitere Menschen, umgeben nur mit Stern, Engeln und Esel. Sie begründete ihre Darstellung folgendermaßen: „Jesus ist im Mittelpunkt des Bildes abgebildet, weil seine Geburt ja auch der Grund für Weihnachten ist. Das Licht der Welt wird als Stern symbolisiert und von Engel gehalten, so dass jeder weiß, dass der Heiland auf die Welt gekommen ist. Gott ist bei allen Menschen, auch das Jesuskind war allein, doch Gottes Engel haben ihn beschützt. Der Esel soll die Freude aller Lebewesen darstellen. Das Bild wäre eher ein Fall fürs Jugendamt – ein frisch geborenes Kind ganz allein -aber das Bild ist kein Schnappschuss vom Ereignis, sondern es stellt die geistliche Situation dar.“
Ein Baby, fast ganz allein. Nackt abgelegt in der Krippe
– Wer tut so was?
Gott!
Natürlich kam Jesus in einer Familie zur Welt. Natürlich war er kein ausgesetztes, verlassenes Kind ohne sorgende und liebende Menschen an seiner Seite. Im Gegenteil: In unserer traditionellen Vorstellung von Weihnachten war rund um ihn ganz schön viel los: singende Engel, neugierige Hirten, prächtige Könige, eine liebende Mutter, ein sorgender Vater …
Und in all dem Gewimmel rund um die Krippe ist der Kleine, auf den es ankommt, oft gar nicht auf den ersten Blick zu sehen. Dabei kommt es auf IHN an, wie die Schülerin tiefsinning erkannte. Auf den, der gar nichts tut – nur da sein.
Mit diesem kleinen Menschen kommt Gottes gewaltige Botschaft: Du bist wichtig – ich bin bei dir!
Christine Lavant, österreichische Schriftstellerin, stellt in einem Gedicht die Frage: „Ich weiß nicht, ob der Himmel niederkniet, wenn man zu schwach ist, um hinaufzukommen?“
„Ja, aber ja doch!“, möchte ich ihr zurufen: Christen glauben an diesen Kniefall Gottes. Darum feiern wir Weihnachten.
Gott ist nicht von oben herab. Genau das Gegenteil ist der Fall: Er begegnet uns auf Augenhöhe, von Mensch zu Mensch – von Kind zu Kind.
Ein kleiner Haken an der ganzen Sache: Es ist das Kind.
Es ist klein.
Es liegt etwas tiefer als du und ich groß sind.
Du musst dich bewegen, hinbewegen, und du musst dich kleiner machen, du musst auch ein wenig aus deiner Höhe herabkommen, sonst funktioniert die Begegnung nicht. Vielleicht musst du auch noch in die Knie gehen. Eltern wissen das – wenn sie mit ihrem Kind sprechen wollen, machen sie sich auch klein, um auf Augenhöhe zu reden. Um ihrem Kind doch ganz nah zu sein.
Gott sei Dank blieb dieses Kind von Bethlehem nicht allein. Jesus fand Freunde, Jüngerinnen und Jünger, die sich seine Botschaft merkten.
Kind, wo kommst du her?
Vom Himmel, glauben wir.
Wer hat dich hier vergessen?
Wir nicht.
Dafür bist du uns zu wichtig.
Komm in unsere Mitte! Mach unser Leben hell!
Nicht immer müssen wir uns dafür bücken: Gott hat viele Überraschungen parat, um mit uns auf Augenhöhe zu bleiben.
Herzlichen Dank für die Wertschätzung und Unterstützung auf Augenhöhe im Jahr 2016.
Ein segensreiches Weihnachtsfest und gutes Neues Jahr 2017
wünscht im Namen des Verband der Katholischen Religionslehrer und Religionslehrerinnen an Gymnasien in Bayern e.V.
Ihr Landesvorsitzender
P. Erhard Staufer SDB
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